16.09.2014

Phygital Marketing – die analoge und digitale Welt verschmilzt

Wir stehen nicht mehr nur am Beginn einer Epoche, in der die digitale und analoge Welt miteinander verschmilzt, wir befinden uns bereits mittendrin: Unsere Welt ist zu einem Interfarce geworden, in der digital gespeichertes Wissen Teil der Realität wird. Digitale Technologien umgeben uns so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen und eine klare Unterscheidung zwischen digitaler und physischer Welt wird überflüssig. Es ist in etwa so sinnvoll etwas als digital zu bezeichnen, wie einen Menschen damit zu beschreiben, dass sein Herz schlägt. Zutreffend ist es natürlich, aber selbstverständlich und für uns damit kein Unterscheidungskriterium mehr.

Phygital Marketing

Bitte was? Ja, P-H-Y-G-I-T-A-L. Ein aus Amerika stammender Marketingbegriff, der die Konvergenz zwischen der Online- und Offline-Welt, die immer mehr ineinander übergeht, definiert. Der Begriff setzt sich aus den Wörtern „physical & digital“ zusammen und spiegelt sich in Produkten wider, bei denen digitale und physische Elemente zu umfassenden Product-Service-Bundles vereint werden. So können neue, aufmerksamkeits-steigernde Differenzierungsmerkmale geschaffen werden.

Dieser Trend ist auch im Marketing bereits angekommen – und das mit großem Erfolg: T-Mobile zeigt, wie so etwas aussehen kann. In ihrer Kampagne „Life for sharing“ verschmolz das beliebte Smartphone-Game „Angry Birds“ die digitale Welt mit der Realität und sorgte damit für einen Marketing-Gag der besonderen Art. Das Video zeigt einen physischen „Angry Bird“, der aus der digitalen Welt herausspringt. Die Kampagne ist gelungen: Immer mehr Menschen wurden auf das Spektakel aufmerksam und versammelten sich, um mit ihren Smartphones Teil des Spiels zu sein.

Das Phänomen „physical & digital“ entwickelt sich rasant weiter und wird durch neue und innovative Technologien wie QR-Codes oder Augmented Reality zusätzlich vorangetrieben. Ein Trend, das in unserem Alltag immer mehr zur Normalität wird – und das dank unserer heißgeliebten mobilen Endgeräte. Gleichzeitig bedeutet diese Entwicklung neue Herausforderungen, aber auch Chancen im Handel: „Phygital“ schafft neue Berührungspunkte mit verschiedenen Produkten, an jedem Ort und zu jeder Zeit. Produkte werden dadurch anschaulicher und informativer präsentiert, vor allem ist aber die Verbindung zu den Kunden und Usern durch die Interaktion intensiver, emotionaler und spannender.

Auch die verschiedenen Kommunikationskanäle wachsen immer mehr zusammen. Für die Marketer bedeutet dies, dass eine Trennung zwischen TV, Outdoor-Werbung, Direct Marketing und PR kaum mehr möglich ist. Eine zusätzliche Dimension von Interaktion wird geschaffen – ein Trend, der klar erkennbar ist und unaufhaltsam erscheint. Folglich bedeutet das für die erfolgreiche Vermarktung eines Produktes, sich in physischen und digitalen Räumen zu bewegen. Zwischen der Online- und Offline-Welt entsteht eine symbiotische Beziehung, die sich ergänzt und neue Erfahrungen schafft. Mit Phygital Marketing wird es möglich, virtuelle Aktionen mit realen Produkten zu verbinden und so ein komplett neues Shopping-Erlebnis zu schaffen. Tipp: Vor allem ist es von Bedeutung, dass Marken auf sämtlichen Kanälen für Kunden präsent sind und die Touchpoints ausgeweitet werden. Es ist also wichtig, Produkte am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu platzieren. Die Touchpoints sind dabei sowohl in der physischen als auch digitalen Welt zu finden.

Ein gutes Beispiel für die Verschmelzung der physischen und digitalen Welt liefert der koreanische Tesco-Ableger Homeplus. Mit deutlich weniger Geschäften als der Marktführer E-Mart setzte sich Tesco das Ziel führende Supermarkt-Kette zu werden, ohne dabei die Anzahl der stationären Geschäfte zu erhöhen. Untersuchungen, die in diesem Zusammenhang durchgeführt wurden, ergaben, dass arbeitende Koreander den wöchentlichen Einkauf in Shops eher scheuen. Daraufhin entschied sich Tesco dafür, seine Produkte direkt zum Kunden zu bringen und nicht umgekehrt. Außenwerbung an U-Bahn-Stationen machten es möglich: Virtuelle QR-Shops ermöglichten es den Kunden, alle Produkte über einen Code direkt nach Hause zu bestellen. Wenn die Kunden abends von der Arbeit nach Hause kamen, wurde die Ware direkt nach Hause geliefert. Mit dieser innovativen Aktion schaffen die Marke Tesco es die Nummer eins unter den Online-Händlern zu werden und auch in der Offline-Welt belegt der Supermarkt durch sein Engagement Platz zwei.

Keine Überraschung also: Die Welt wird phygital regiert. Durch neuartige innovative Technologien, wandelndes Verhalten der Konsumenten und den wachsenden Wettbewerb unter Händlern wird die digitale Transformation rasant vorangetrieben. Unsere Welt verschmilzt immer mehr mit mobilen und digitalen Technologien. Und das Ergebnis ist eine neue Umgebung, in der alle von uns lernen müssen zu agieren – eine Umgebung, in der sich digitale Innovationen mit der realen Welt koppeln und umgekehrt.