Der Begriff Design Thinking ist dir im digitalen Umfeld sicher schon mal begegnet. Einzeln betrachtet kann man die beiden Begriffe problemlos zuordnen: Design? Na klar, das Gestalten mit Farben, Formen und vielem mehr. Thinking? Sicher, wir denken alle ständig - mal mehr, mal weniger produktiv. Aber was ist Design Thinking genau und wie hilft es bei der Problemlösung im Kontext digitaler Produkte?

Was ist Design Thinking?

Beim Design Thinking geht es zum einen um einen kreativen Innovationsprozess und zum anderen um neue Denkansätze. Hauptsächlich findet dieser Prozess in agilen Arbeitsweisen statt und stellt den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt.

Maßgeblich konzipiert und verbreitet wurde das Konzept durch die drei Stanford-Professoren Winograd, Leifer und Kelley. Sie sind gleichzeitig Gründer einer Design- und Innovationsagentur. In Deutschland verbreitete sich der Design Thinking Prozess seit den frühen 2000er Jahren insbesondere durch das Hasso Plattner Institut. Dort gibt es eine eigene School of Design Thinking. Hierdurch ist die Design Thinking Methode zu einer beliebten Arbeitsweise geworden.

Darum solltest du auf einen Design Thinking Prozess setzen

Das Ziel von Design Thinking ist es, möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen, Meinungen und Perspektiven zu einem Thema oder einem Problem zusammenzubringen. Neben der "Schwarm-Intelligenz" spielt auch der gemeinsame Lernfaktor eine wichtige Rolle. Das stärkt die Kompetenz und das Teamgefüge.

Dinge werden genauestens hinterfragt und von allen Seiten beleuchtet. Meist wird dabei auch der Fokus auf eine Masse an neuen Ideen in einer begrenzten Zeit gelegt. Die Bewertung und Priorisierung erfolgt erst nachgelagert.

Ein simples Beispiel: Bevor wir das Haus verlassen, ziehen wir Schuhe an. Aber brauchen wir wirklich Schuhe? Warum gehen wir nicht barfuß? Und wieso sind High Heels festlicher als Sneaker? Nur ein kleines Beispiel von Dingen, die wir nicht mehr hinterfragen. Aber gleiches gilt natürlich auch für viele Business-Prozesse und Team-Abläufe.

Festgefahrenen Denkmuster aufbrechen

Genau hierbei unterstützt Design Thinking. Menschen werden in den Mittelpunkt gestellt, Dinge werden hinterfragt und es werden Fehler gemacht, um anschließend daraus zu lernen. So fördert man Innovationen zu Tage.

Damit beim Design Thinking am Ende aber auch wirklich verwertbare Ergebnisse entstehen, benötigt es einen strukturierten Prozess.

Der Design Thinking Prozess: 6 Schritte zur Problemlösung

Auch wenn es beim Design Thinking um kreatives und freies Schaffen geht, braucht es gewisse Rahmenbedingungen. Daher ist der klassische Deisgn Thinking Prozess in in sechs Schritte aufgeteilt:

design-thinking

So läuft der Design Thinking Prozess ab

Schritt 1: Verstehen

Hier geht es darum, die aktuelle Situation zu verstehen:

  • Wo liegen die Pain Points des Kunden?

  • Wie geht er aktuell mit der Problematik oder dem Thema um?

  • Welche Auswirkungen hat das?

An diesem Punkt findet intensive Recherchearbeit statt, da hier der Grundpfeiler für weiteres Vorgehen gelegt wird. Hilfreich ist es, die Perspektive des Kunden einzunehmen, um seine Bedürfnisse, Emotionen und Befindlichkeiten herauszufinden.

Ziel ist es, dass alle Teammitglieder zu Experten werden.

Schritt 2: Beobachten

Als nächstes werden Nutzer interviewt und/oder beobachtet. Man führt einen Dialog, hört zu und lässt sich idealerweise zeigen, wie der Nutzer bisher mit dem Problem oder der Herausforderung umgegangen ist.

Ziel in diesem Schritt ist es, eine reale Vorstellung von der Zielgruppe zu bekommen.

Schritt 3: Sichtweise definieren

Alle bisher gesammelten Beobachtungen und Einsichten werden in diesem Schritt geclustert. Man entwickelt sogenannte 360-Grad-Ansichten von der Zielgruppe. Im Anschluss lassen sich daraus Personas ableiten, um das Ganze greifbarer zu machen:

  • Wie sieht die Persona aus?

  • Wie alt ist sie?

  • Welche Hobbys hat sie?

  • Was benötigt sie?

Je detaillierter die Personas, umso besser entwickelt man ein allgemeines Grundverständnis. Ziel ist es, die Zielgruppe und deren Eigenschaften zu dokumentieren.

Schritt 4: Ideen finden

Wenn die Sichtweisen definiert sind, lassen sich mithilfe von verschiedenen Kreativitätstechniken Ideen generieren. Typische Methoden sind z.B. das Brainstorming, Rollenspiele oder die 6-3-5 Methode.

Im ersten Schritt geht es darum, möglichst viele Ideen zu generieren, ohne sie zu bewerten oder zu clustern. Im zweiten Schritt beginnt man, den gesammelten Input zu verdichten.

Schritt 5: Prototyping

In diesem Punkt geht es an die Umsetzung der Ideen. Prototypen ermöglichen es, Ideen zu visualisieren, um sie anschließend in der Zielgruppe testen zu können.

Wichtig ist: Es geht dabei nicht um eine funktionale Alpha-Version der Idee, sondern lediglich um die Visualisierung. Dabei kann man sich verschiedener Mittel bedienen: Knete, Schere, Stift, Papier, Lego, Einrichtungsgegenstände. Also alles, was irgendwie hilft, die Idee zu visualisieren.

Ziel ist es, dem Nutzer ein Gefühl zu vermitteln, wie das Produkt oder die Idee später aussehen und funktionieren könnte.

Schritt 6: Testen

In der Testphase wird die prototypisierte Idee in der Zielgruppe getestet. Das Feedback der Nutzer spielt eine sehr wichtige Rolle, da damit die Idee nach und nach optimiert werden kann.

Dabei kommt es durchaus vor, dass man einen Schritt zurück in die Prototyping-Phase macht, um anschließend wieder in die Testphase zu gelangen. Wichtig ist: Fehler sind nicht schlimm, solange man daraus lernt und sein Produkt weiter optimiert.

Ein Design Thinking Prozess bringt neue Perspektiven

Viele kleinere und größere Schleifen durch die verschiedenen Schritte führen zu einer stetigen Annäherung an eine Lösung. Design Thinking lebt durch das Wechselspiel von Beobachten, Interpretieren, Aufstellen von Hypothesen sowie Ausprobieren und dem daraus resultierenden Annähern und Erreichen einer Lösung. So gewinnst du neue Perspektiven auf deine Zielgruppe und euer Business.

Es lohnt sich in jedem Fall, einen genaueren Blick auf diese Methode zu werfen und mal auszuprobieren, wie ein strukturierter Design Thinking Prozess für das eigene Projekt Ergebnisse liefern kann.