Alle Jahre wieder nagt er an der digitalen Präsenz – der technologische Zahn der Zeit. Die fast schon reflexartige Konsequenz: Relaunch. Dabei werden die Abstände immer kürzer, weil Technologien sich immer schneller weiterentwickeln. Doch geht es auch anders? Wir finden ja, dank Composable Architektur, Continuous Improvement und Delivery.

Ausgangslage: Legacy-IT im E-Commerce

E-Commerce-Manager kennen es: Die Budgets sind eng kalkuliert und die Aufmerksamkeit liegt neben digitalen Themen auch auf anderen Projekten. So fristet die Shopsoftware zeitweise ein mehr oder minder trauriges Dasein. Sie altert vor sich hin, weil Updates aufgeschoben werden. Je länger man wartet, desto größer ist die Gefahr, dass individuelle Integrationen nach einem Update fehlerhaft funktionieren. So sammelt sich IT-Legacy an.

Nicht selten werden Updates an der technologischen Plattform nur dann durchgeführt, wenn es sich um business-kritische Bugs oder sicherheitsrelevante Aktualisierungen handelt. Die grundsätzliche Modernisierung bleibt so aber auf der Strecke. 

Nach einigen Jahren ist die Basis der Anwendungslandschaft dermaßen in die Jahre gekommen, dass Updates häufig wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll sind. Zusätzlich ändern sich die User-Anforderungen immer schneller: Neue Bezahlmethoden müssen implementiert werden, schnellere Kommunikation zum Versandstatus wird gefordert oder neue Marken im Shop gesucht.

Mit einer starren Software-Architektur wird bei einem veralteten Setup schnell ein Relaunch nötig, weil die Kosten für ein Refactoring des alten Systems nicht im Verhältnis zum Nutzen stehen. Woran liegt das?

Das Problem: monolithischer Ansatz von Software-Anbietern

Gewachsen aus den Anforderungen des modernen Webs entwickelten sich über die Jahre monolithische Content Management Systeme und E-Commerce Plattformen in einer Architektur. Diese Monolithen haben versucht, alle Anforderungen unter einen Hut zu bekommen. So wurden ursprünglich immer mehr Funktionen in Content- und Shopsysteme integriert. Dazu gehören PIM, DAM, CRM oder auch ERP Funktionen.

Dabei haben die Systeme stets eine enge Verzahnung von Backend- und Frontend-Komponenten vorgesehen. So war zwar alles in einem System, aber das führte zu langen Ladezeiten und einer hohen Komplexität sowie Fehleranfälligkeit in diesem System. Außerdem ist mit solchen Monolithen nur eine geringe Flexibilität für die Zukunft möglich.

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Ok, solche Überlegungen gab es in der Vergangenheit möglicherweise noch nicht und ebenso wenig standen sie im Zentrum der Anforderungen. Aber die Zeiten haben sich geändert. Reichte vor einigen Jahren schon ein funktionierender Checkout mit DHL Paketversand, steht mittlerweile die Customer Experience deutlich stärker im Vordergrund. Denn die Erwartungen der User im E-Commerce sind hoch.

Die Lösung: Composable Architektur mit Continuous Improvement

Um den hohen Anforderungen der Kunden an die Customer Experience im E-Commerce gerecht zu werden, ist es notwendig, auf eine moderne, flexible Software-Architektur zu setzen. Als Best-Practice hat sich hierfür Composable Commerce etabliert.

Bei einer Composable Commerce Architektur ist nicht nur das Frontend vom Backend entkoppelt. Zusätzlich werden Funktionen der E-Commerce Plattformen in Microservices ausgegliedert (z.B. Suchfunktion, Recommendation, Produktdaten uvm). Das sorgt für die nötige Flexibilität und verbessert die Wartbarkeit des Systems erheblich. Statt in einen  regelmäßigen Relaunch kann das Budget nun in neue Funktionen, Experimente und Komponenten investiert werden, um die Customer Experience stetig zu optimieren.

Gleichermaßen profitiert von dieser Entkoppelung auch das Backend, welches ebenso auf Prozesse und Anforderungen von Unternehmen zugeschnitten werden kann. Das Backend wird durch diese Entschlackung schneller und kann seine zentralen technischen Aufgaben besser erledigen.

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Was zunächst etwas technisch klingt, verschafft Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile: Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der E-Commerce-Architektur rentieren sich Investitionen in Technologie deutlich länger. Die Devise ist: Continuous Improvement statt zyklischer Relaunches.

Continuous Improvement: Weiterentwicklung auf modularer Basis statt großem Relaunch

Während bei Relaunches komplette Neuentwicklungen nötig sind und immense Kosten, Prozess- und Zeitaufwände entstehen, ermöglicht Continuous Improvement eine längere Nutzbarkeit bestehender Technologie. Ziel ist es, die bestehende Plattform weiterzuentwickeln, statt stetig neu zu bauen.

Schrittweise werden an die stabile, bestehende Software-Plattform neue Microservices angeschlossen. Das können neben neuen Vertriebskanälen wie internationale E-Commerce Marktplätze auch neue Bezahlmethoden oder Marketing-Systeme sein.

Wettbewerbsvorteil durch Continuous Improvement ohne Relaunch

Durch eine agile Weiterentwicklung der flexiblen Infrastruktur sowie schnellere Reaktionszeiten auf Kundenanforderungen bleibt die E-Commerce Plattform stets up to date. Das verbessert die Customer Experience, die Mitarbeiterzufriedenheit und die Rentabilität der Investition in die Software-Architektur.

Wer auf Continuous Improvement setzt, investiert nachhaltiger in seine bestehende E-Commerce-Architektur. Es ist so gesehen ein Prozess, der eine Win-Win-Win Situation schafft. Die Kunden gewinnen, weil sie eine moderne Customer Experience anhand ihrer Anforderungen erhalten. Die Mitarbeiter gewinnen, da sie langfristige Visionen verfolgen können, statt in Relaunch Zyklen gefangen zu sein. Letztendlich gewinnt auch das Unternehmen, da es die vorhandene Investition langfristig nutzen kann.

Die Vorteile eines Continuous Improvement auf einen Blick:

  1. Gleichbleibend hoher Qualitätsstandard

  2. Dauerhaft technisch und sicherheitsrelevant up to date

  3. Kunden- und Nutzererfahrung verbessert sich stetig

  4. Weniger Zeitdruck und Aufwand für Entscheider durch eingespielte Partnerschaften

  5. Schnelle Reaktion auf Trends und Modernisierungen

  6. Gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit und höhere Wertschöpfung

  7. Kein Zeitverlust durch Einarbeitung in neue Systeme

  8. Keine Frustration der internen Teams durch mehrere Relaunches

  9. Höhere Flexibilität beim Testen neuer Services und Anbieter

  10. Effizientere Budget-Allokation

  11. Keine System und Datenmigrationen zum Stichtag X